Der Einsatzhafen Breitscheid wurde von der Wehrmacht als „Musterviehweide“ getarnt in 1938 fertiggestellt. Parallel wurden die Einsatzhäfen auf der Lipper Höhe (heute Siegerland-Flughafen) und Ailertchen gebaut. Auf der Fuchskaute befand sich eine Funkanlage mit zwei Sendemästen.
Der Einsatzhafen Breitscheid war ein Einsatzhafen 2. Ordnung, weil er keinen direkten Bahnanschluss besaß. Aus militärischen Gründen war der Flugplatz während des Krieges nur zeitweilig belegt. In den ersten Kriegsjahren waren dort nur Verbindungsflugzeuge stationiert, die von Kommando-Stäben der Luftwaffe in Anspruch genommen wurden. So waren wenige Messerschmitt Me (Bf) 108 Taifun, eine einmotorige viersitzige und unbewaffnete Maschine, sowie einige einmotorige Fieseler Fi 156 auf dem Flugplatz vorhanden.
Nach der Landung der alliierten Streitkräfte in der Normandie in 1944 und während deren anschließendem Vormarsch durch Frankreich auf die deutsche Grenze zu, wurde der Flugplatz in Breitscheid im Rahmen der Reichsluftverteidigung zu einem aktiven Einsatzhafen der Luftwaffe. Am 15. September 1944 verlegte die II. Gruppe des Jagdgeschwaders 11 mit 30 Höhenjägern des Typs Messerschmitt Me (Bf) 109G-14/AS von Gymnich nach Breitscheid. Sporadisch kamen auch moderne Jagdflugzeuge vom Typ Focke Wulf FW190 im Transit-Verkehr auf den Flugplatz. Zur Unterstellung und damit zum Schutz gegen Sicht aus der Luft wurden die Flugzeuge in so genannten Boxen abgestellt, die durch die Zivilbevölkerung an einem Sonntag im August 1944 in die Schutzhecke geschlagen werden mussten. Weitere Splitterboxen wurden am nördlichen Rande des Barstein in den Felsen geschlagen. Ein Teil der Flugzeuge war mit angeklappten Tragflächen auch auf der Alten Rheinstraße im Wald nördlich des Flugplatzes, oberhalb des Gemarkungsteils Buchlindenrain unter hohen Buchen getarnt, abgestellt. Die für den Waffeneinsatz der Flugzeuge notwendige Munition lagerte in den Beton-Bunkern, die seinerzeit am Fußpfad nach Rabenscheid gebaut worden waren und mit Bewuchs gegen Einsicht aus der Luft geschützt wurden.
In Wahrnehmung der Luftverteidigung des Reiches griffen die deutschen Jagdfliegerverbände vorrangig die alliierten Bomber-Verbände an, die in großen Pulks in das Reich einflogen und ihre Bombenlast über Städte und kriegswichtige Ziele abwarfen. Als am 17. September 1944 das größte Luftlande-Unternehmen des gesamten Krieges durch Absetzen von 35.000 Mann britischer und amerikanischer Luftlandetruppen im Raum Eindhoven-Arnheim- Nijmwegen begann, wurde ab dem 18. September 1944 die II. Gruppe des JG 11 von Breitscheid aus in Holland gegen erwartete weitere Luftlandeverbände und auch gegen Truppenbewegungen in der Landezone eingesetzt. Der letzte Einsatz der II./JG 11 vom Flugplatz Breitscheid aus erfolgte am 6. Oktober 1944. Die 368. Fighter Group griff während ihres zweiten Einsatzes an diesem Tag in Gruppenstärke mit 35 Jagdbombern des Typs P-47 Thunderbolt die im Landeanflug befindlichen Flugzeuge der II./JG 11 an, als diese von einem Einsatz bei Arnheim zurückkehrte. Nach Abzug der II. Gruppe des Jagdgeschwaders 11 wurden gegen Ende des Krieges nach provisorischer Instandsetzung der Infrastruktur am und auf dem Flugplatz nochmals drei Staffeln der Nachtschlachtgruppe 2 (NSGr 2) mit ihren Flugzeugen nach Breitscheid (3./NSGr 2) und auf den Flugplatz Lippe (1. u. 2./NSGr 2) verlegt. Die ersten Maschinen trafen am 7. März 1945 in Breitscheid ein, worauf in den nächsten Tagen weitere folgten. Es handelte sich um modifizierte Sturzkampf-Bomber (Stuka) vom Typ Junkers Ju 87. Dieses in den ersten Jahren des 2. Weltkrieges beim Feind sehr gefürchtete und erfolgreiche Flugzeug war vielseitig einsetzbar, aber inzwischen den modernen Jagdflugzeugen der Amerikaner hoffnungslos unterlegen. Die Stukas hatten am Tage keine Chance mehr, gegen die feindliche Luftüberlegenheit zu bestehen. Deswegen wurden die Flugzeuge vorwiegend nachts gegen die anrückenden alliierten Heeresverbände eingesetzt, um durch Bombenabwurf und Bordwaffen-Beschuss die deutschen Truppen zu entlasten. Einsatzraum war der Remagener Brückenkopf. Für die Nachtflüge wurde der Breitscheider Flugplatz 1944 mit einer behelfsmäßigen Landebahnbefeuerung ausgestattet, die bei Flugbetrieb kurzfristig eingeschaltet wurde. Neben den Ju-87 der Nachtschlachtgruppe 2 lag die 3. Staffel der Nahaufklärungsgruppe 1 (NAG 1) mit Me (Bf) 109 G vom 07. bis 14. März 1945 auf dem Breitscheider Flugplatz. Ihr Auftrag: Aufklärung am Remagener Brückenkopf. Am 11. März 1945 traf Breitscheid und Gusternhain ein sozusagen durch den Flugplatz herauf-beschworenes Verhängnis: US-Bomberverbände griffen den Flugplatz massiv an und warfen ihre Bombenlast ab. Die Amerikaner setzten 114 zweimotorige mittelschwere B-26 Marauder Bomber ein, um den Einsatzhafen Breitscheid als vorrangiges Ziel anzugreifen. Der Flugplatz wurde hierbei aber aufgrund nicht richtig funktionierender Navigationssysteme kaum getroffen. Die Bomben trafen Breitscheid und insbesondere Gusternhain und es gab dort viele Tote und Verletzte.
Als sich die alliierten Truppen immer mehr der Heimat näherten, wurde der Breitscheider Flugplatz geräumt, und die Flugplatz-Kommandantur sprengte in der Nacht vom 26. auf 27. März 1945 mittels eingegrabener Bomben die Start- und Landefläche, aber auch die Lagergebäude und den Wasserbehälter. Bei der Sprengung entstanden viele Bombentrichter, die durch die Luftsportgruppe in den 50er Jahren zugeschüttet wurden. Der Einmarsch der Amerikaner begann zunächst mit einer Vorhut am 28. März 1945, am Abend dieses Tages tauchte der erste Kampfverband von Gusternhain kommend am Eingang zum Flugplatz auf und stieß dort auf Widerstand durch Beschuss. Die US-Soldaten zogen sich wieder zurück und setzten am nächsten Tag ihren Vormarsch fort.
Nach dem Einmarsch der Amerikaner sprengten diese zuletzt noch die Munitionsbunker-Anlage am Fußpfad nach Rabenscheid und damit war das Ende der militärischen Nutzung des Einsatzhafens Breitscheid gekommen. Die Überreste der Bunker sind noch immer vorhanden, sie wachsen aber von Jahr zu Jahr mehr zu.
Ulli Thielmann